Über uns:

Chronik 2003-2018

Chronik von Litera Freak e.V.

Im Sommer des Jahres 2003 wurde aus einer verrückten Idee gelebte Wirklichkeit:
Litera Freak e.V. erblickte am 13.August 2003 in Ludwigsburg das Licht der Welt. Für eine verrückte Idee brauchte es natürlich mindestens sieben verrückte Kunst- und Literaturfreaks, die ausreichend Zeit und Muße haben, um einen Verein zu gründen, der dann aber auch ein Weilchen weiterleben darf.
Es waren dann doch mehr als die glorreichen Sieben, die sich im Sommer 2003 im Lädle trafen, um eine wohlüberlegteSatzung zusammenzubasteln und ein Gründungsprotokoll
aufzusetzen. Das im Sinne des BGB vollendete Werk wurde dann auch stolz im Juli 2003 beim Amtsgericht Ludwigsburg eingereicht und dort ohne "Mängel" am 13.08.2003 ins Vereinsregister eingetragen.
Unter anderem wurde damals Folgendes beschlossen:
1. Alle Kunstrichtungen sind eins und werden als Crossover-Kultur gepflegt. Der Verein ist Kulturförderer.
2. Kunst und Kultur sollen im Raum Ludwigsburg bei freiem Eintritt angeboten werden - lediglich unter Ausnahme der schwerer finanzierbaren Autorenlesungen. Dennoch
soll immer der geringstmögliche Eintrittspreis verlangt werden, um zumindest Null auf Null herauszukommen.
3. Menschen mit schmalem Geldbeutel sollen somit kostenlos oder -reduziert in den Genuss von Kultur, Literatur und kulturellem Wissen gelangen können.
4. Literarischer Nachwuchs wird gefördert.
Diese und die weiteren Punkte in der Satzung waren von nun an Selbstverpflichtung und heiliges geschriebenes Gesetz für die Freaks. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit
ließ somit auch nicht lange auf sich warten. Das Finanzamt akzeptierte Satzung und die Idee des kommerzfreien Denkens und Handeln der Freaks.

Und so wurde im Frühjahr 2003 die erste Lesung abgehalten:
Ein Charles-Bukowski-Abend. Vom Sofa aus las Ralf Preusker das erste BUK-Gedicht "Versuch's doch mal so". Das Lädle war schon an diesem Debüt-Abend rappelvoll. Auf dem Gehsteig vor dem Gebäude drängten sich die literaturhungrigen Leute, um im Lädle noch einen Platz zu ergattern. Von diesem ersten Tag an wurde das Lädle für viele treue Literatur- und Kunstfans zum Kultobjekt. Die Wände wurden ringsum mit Bildern gepflastert und im
Schaufenster hing frische Kunst an Fleischerhaken. Um zum Klo und an eine zuverlässige Getränkequelle zu gelangen, musste man nur die Hauptstraße überqueren und genau gegenüber zu Mike und Elvira in den Holzstadel gehen. Parallel zum Lädle wurde die verqualmte Kneipe schließlich noch zum dritten Wohnzimmer der Freaks und ihren Gästen vor und nach Veranstaltungen. Es herrschte ein reger Verkehr zwischen Lädle und Holzstadel. Menschen mit leeren und vollen Gläsern überquerten im Takt die Hauptstraße. Die Idee, die Stadt um einen Getränke-Zebrastreifen zu bitten, wurde dann doch als zu gewagt verworfen.
Im Holzstadel traf man sich, in derbe Nikotinschwaden gehüllt und tauschte seine Gedanken bei einem Bier aus. Es gab auch mal einen Mitternachtsrostbraten oder eine späte Wurst mit Pommes für die hungrigen Autoren und Freaks. Die Neckarweihinger Stammgäste hatten bald keine Probleme mit den Literatur- und Kunstnarren mehr, die jetzt häufig mit an der Theke hockten und über Literatur faselten. Die Verrückten von Gegenüber, wie sie bald liebevoll genannt wurden, waren nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Kneipe.

Als erster Gastautor wurde dann der Klopapierschriftsteller und Satiriker Mike Bartel (R.I.P.) aus Pforzheim ins Lädle eingeladen und las dort sein Werk - teilweise von der Klopapierrolle. Auf diesen Abend sollte eine Kinski-Lesung mit Fotografien von Michael Nether, der Kinski bei seinem Jesus-Christus-Erlöser-Auftritt in Berlin 1970 fotografiert hatte, folgen. Dank guter Verbindungen zu Kinski-Foren und -Fans wäre das eine feine Sache geworden, wenn es da nicht die sog. Kinski-Production gäbe, die von der Veranstaltung Wind bekommen hatte und die Aktion sofort verbot. Die sog. Verwalter und Erben
Kinskis drohten mit einer Unterlassungsklage und weiteren kunstfernen, unsinnigen und juristischen Konsequenzen.
Ob dem Urheber Klaus Kinski das so gefallen hätte, bleibt wohl für immer ungeklärt.
Um mehr Rechtssicherheit, wie in dem unseligen und unnötigen Kinski-Fall zu bekommen, und um ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen, folgte schließlich die Vereinsgründung. Aus den ersten Mitgliedsbeiträgen, dem Zuschuss aus privaten Geldbeuteln und sozial sehr verträglichen Eintrittskosten, wurden die nächsten Gast-Lesungen finanziert. Literarische Größen, wie Claire Beyer, Philipp Schiemann, Thommie Bayer, Rainer Würth, Susanne Graf, Andrea Hahn, Christian Anders, Ute Scheub (Mitbegründerin der TAZ), Anna Romas, Franziska Polanski, Jürgen Grässlin u.v.m, traten auf. Hinzu kamen die Kabarettisten Sonntag und Breuer. Die Leute fühlen sich - bis auf eine Ausnahme - bei den Freaks immer sehr wohl und geborgen.

Ansonsten gab es regelmäßige Flohmärkte, Lädles-Partys, Ausstellungen und schöne Weihnachtsfeiern. Diverse Gruppen trafen sich hier und konnten das Lädle für Vorträge und Sitzungen nutzen. Einzige Voraussetzung: Die Gruppen durften weder politisch oder religiös
komplett daneben sein.
Monatlich machte seitdem der Verein die sogenannten Klassikerlesungen zu bestimmten Autoren oder Themen an. Wichtige Autoren werden biographisch mit ihren eindrucksvollen
Werken vorgestellt und rezitiert. Von den Klassikerlesungen sind heute vier Variationen mittlerweile Kultveranstaltungen: Horror, schwarzer Humor, Trash und Kitsch und die skurril-ironische Weihnachtslesung. Bezeichnenderweise kamen bei Trash und Kitsch stets die meisten Leute und das Lädle war immer gerammelt voll. Noch heute zitieren Fans dieser Lesereihe die Namen und Geschichten aus den vorgelesenen Groschenromanen.

Bald wurden aus Platzmangel die meisten Ausstellungen und der regelmäßige Literaturstammtisch ausgelagert und in die Krone nach Hoheneck verlegt. Eine Ausstellungsreise mit Werken von Beautiful-Freak-Arts ging sogar bis ins Rathaus zu Spiegelberg. Im dortigen Friseursalon Struwwelpeter gab Ralf über mehrere Jahre eine
Weihnachtslesung für Kinder. Auch in einem Ludwigsburger Pflegeheim wurde regelmäßig zu Weihnachten gelesen.
Nach 2 Jahren ging dann doch der Goldvorrat endgültig zur Neige und das Lädle musste unter Schmerzen und Tränen geschlossen werden. Auch das Drauflegegeschäft bei Autorenlesungen wurde immer schwieriger.
Sämtliche Anträge des Vereins auf Kulturförderung wurden in schöner Regelmäßigkeit abgelehnt. Die Stadtverwaltung konnte oder wollte dem Verein nach Kündigung
des Mietvertrages keinen Veranstaltungsraum bieten. Genauer gesagt: Sie reagierte auf die Schreiben des Vereins überhaupt nicht. Erst nach mehrmaligem Nachhaken kam Monate später eine Absage. Provisorisch wanderten die Freaks mit ein paar wenigen Veranstaltungen in die Hohenecker Krone ab. Doch nach unermüdlicher Suche hatten die Freaks Glück und fanden übergangsweise eine akzeptablere Bleibe. Ein Kornwestheimer
Wirt suchte einen Veranstalter für Lesungen im Gewölbekeller und für regelmäßige Ausstellungen in den Gasträumen. Im Oase-Keller wurden dann gleich die ersten Lesungen angeboten. Gastautoren wurden leider seltener eingeladen. Einen ersten glanzvollen und
sehr witzigen Abend bestritt der Kabarettist Sven-Erik Sonntag. Doch die Wunschgagen der Gäste kletterten immer weiter in die Höhe. Ganz im Gegensatz zu den Mitgliedsbeiträgen, die auf Wunsch der Mitglieder von 50 auf 20 Euro pro Jahr reduziert wurden. Zudem wurde
eine kostenfreie Mitgliedschaft für Menschen ohne Einkommen eingeführt. Endlich wurden in der Oase auch wieder feste Ausstellungen zur Regel: U.a. stellten Erhard Preusker, Petra
Brings, Lutz Schelhorn und Marie-Luise Juhle ihre Werke dort aus. Parallele Ausstellungen waren in der Hohenecker Krone nicht mehr zu meistern.
Doch nach mehr als zwei Jahren war auch in der Oase Schluss, da im Lauf der Zeit gastronomischer Kommerz und Kunst immer mehr kollidierten. Alles wurde schleichend
publikums- und konsumabhängiger. Wieder musste man sich auf die Suche nach einer
Bleibe machen. U. a. wurden die Städte und Gemeinden Ludwigsburg, Marbach, Steinheim oder Freiberg (nochmals) angeschrieben und wieder hagelte es Absagen oder man bekam in gewohnter Manier überhaupt keine Antwort. Für die Freaks blieb es unbegreiflich, dass
diese Stadt- und Gemeindeverwaltungen keinerlei Interesse an der Ansiedlung eines Veranstalters hatten, der ihre Kulturvielfalt hätte bereichern können. Was war da los?
Dennoch hatten die Freaks nach einigen temporären Ausweichquartieren noch einmal großes Glück! Über eine Verbindung mit dem ehemaligen Verein Lebenswerte
Südstadt e.V., konnte der Vorstand bei der Stiftung Kuhländchen im Stuttgarter Torhaus zu Ludwigsburg vorsprechen und bekam den Raum sofort für seine Veranstaltungen
zur Verfügung gestellt. Endlich konnten wieder regelmäßige und verlässliche Programme angeboten werden. Auch ein erstes Zusammenspiel mit dem Kornwestheimer Verein Wish e.V. wurde möglich. Seit 2014 wird auch die Serie Lange Nacht der Literatur mit 12 Autorinnen und Autoren fortgesetzt. Eine schöne "Dienstleistung" des Vereins ist seit Langem die Verteilung des obligatorischen Eierlikörs im Publikum und die feierliche Entzündung der Kerzenbeleuchtung. Heuer werden fast alle Veranstaltungen mitgefilmt und im Netz (YouTube) veröffentlicht.
Seit der Vereinsgründung haben die Freaks in Ludwigsburg und Region über 160 Veranstaltungen mit Literatur, Kunst und Musik organisiert. Viele tolle Menschen haben bei ihnen gelesen, musiziert, zugehört, zugesehen oder ausgestellt. Litera Freak e.V. und all seine Mitglieder bedanken sich ganz herzlich bei allen Gönnern, Wegbegleitern, Zeitungsredaktionen (mit ihren überaus fähigen Journalisten) und allen guten Freundinnen und Freunden für die treue Anwesenheit und großartige Unterstützung. Großer Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, die ihre wunderbaren und abwechslungsreichen Texte live gelesen haben.


2018

2018 sind wir nach einer Satzungsänderung nach Bietigheim-Bissingen umgezogen. Es fiel uns nicht schwer, die übersättigte Kulturlandschaft in Ludwigsburg zu verlassen, um hier neu zu beginnen. Wir sind sehr stolz, dass nach Rücktritt der 2. Vorständin nun die Bietigheimer Autorin Inge Jung unsere neue 2. Vorsitzende geworden ist. Wir freuen uns auf einen Neustart und viele viele neue Abenteuer in Sachen Kunst und Literatur.

Postkarte statt Flyer
Postkarte statt Flyer
Gedränge vor dem "Lädle"
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